Zum Tod von Papst Franziskus

27.4.2025

Liebe Brüder und Schwestern in Christus,

in den vergangenen Tagen hat es sich sehr verdichtet, dass wir an den Papst gedacht haben. Das, was er gelebt hat, was er gesagt hat, was er geschrieben hat. Seine Beerdigung haben wir womöglich verfolgt, die Ansprache und Würdigung - und das Geleit zu seiner Ruhestätte.

Nun, was soll man in so einer Predigt Neues sagen, was sie nicht schon wüssten? Vielleicht eine Beleuchtung hinein in das innere Leben dieses Papstes. Denn im Jahr 2017, gibt er dem Journalisten Giovanni di Lorenzo ein Interview. Lang hat sich der Journalist darauf vorbereitet. Und er schreibt, wie angenehm es gewesen ist, mit diesem Papst.

Und nach dem Interview - wie es üblich ist - dass der Interviewte das ganze Stück noch einmal liest, hat der Papst lediglich zwei Wörter geändert, die nicht so gelungen erschienen im mündlichen Interview. Krasses Gegenbeispiel ist das Interview mit Helene Fischer: Das Interview hatten die Anwälte komplett kassiert. Ganze Passagen umgeschrieben, Anderes herausgestrichen, so dass am Schluss ein Marketingprodukt stromlinienförmig herausgekommen ist - unbrauchbar für ein Buch.

Das Interview mit dem Papst war einfach. Er stellte einfache Fragen, lang hat der getüftelt, der Journalist. Das Antwortspiel ging munter hin und her. Bei Adam und Eva fing man fast an. Adam, meinte der Papst, war kein schlechter Mensch. Er war ein schwacher Mensch. Das darf man nicht verwechseln. Schwach sind wir alle. Auch ich bin's, meint der Papst und immer wieder kommt er an den Punkt, er sei doch ein Sünder. Er habe einen eigenen Beichtvater und er habe auch zu kämpfen gegen die Schwachheit und gegen die Fehler.

Wie ist denn um den Glauben besteht? Der Glaube, so meinte der Papst in diesem Interview, ist ein Geschenk. Glauben kann man sich nicht selber aneignen. Glauben bekommt man geschenkt, deswegen müsse man auch für den Glauben beten. Glauben könne man allerdings auch verlieren, wenn man die Verbindung abreißen lässt.

Es ist darum gegangen, wie groß die Verzeihung von Gott ist. Kann Gott auch dem schlimmsten Verbrecher verzeihen? Einem Massenmörder? Die Namen Adolf Hitler und Stalin werden genannt. Der Papst weist darauf hin, dass die Vergebung Jesu nicht zu unterschätzen sei. Und er verweist auf ein Säulenkapitell. In der französischen Kirche in Wessely, einer Marienkirche. Und er sagt, auf der einen Seite dieses Kapitells ist der erhängte Judas dargestellt, und auf der anderen Seite der gute Hirte. Wir wissen nur, dass er ihn heim trägt. So groß sei von Gott zu denken.

Bild von Annett Klingner auf Pixabay

Ob man denn um alles beten könne, wurde der Papst gefragt. Auch vielleicht ums Geld? Der sagte, nun man kann nicht beten darum, dass der eigene Fußballverein gewinnt. Man kann auch nicht beten, dass man selber immer reicher wird. Aber wenn ein Familienvater nicht recht weiß, wie er durchkommt: Dass er Gott bittet, dass das Geld reichen möge für die Familie, dann sei doch diese Bitte völlig in legitim.

Der Papst sprach ganz schwach deutsch. Er hatte keine Übung mehr, hatte es schleifen lassen. Wenn der Journalist langsam in Deutsch sprach, hatte der Papst es verstanden. Da zog der Journalist einen Zettel heraus mit einem Gebet des Franz von Assisi. Das möchte ich Ihnen in Deutsch überreichen, meinte der Journalist zum Papst. Der Papst liest es durch - und bei einem Satz stockt er. Da steht drin: Gott, lass mich danach trachten, nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Ich bin berührt, sagt der Papst. Darf ich diesen Zettel behalten? Er fragte ihn und steckte ihn in die Brusttasche seines Talars.

Kommen wir zum Schluss. Am Anfang dieses Interviews erzählt der Papst von einer Begebenheit als er in Deutschland seine Doktorarbeit machte, dass er von einer Klosterschwester eine Karte geschenkt bekommen hat. Maria die Knotenlöserin. Vielleicht kennen Sie das Motiv. Es geht zurück auf Irenäus von Lyon, einem Kirchenvater. Maria hat ein Band in der Hand wo viele, viele Knoten sind. Und der Ursprung der Geschichte ist der, dass das Band zu Gott durch den Ungehorsam Evas zwar nicht zerrissen wurde, aber doch so verknotet wurde, weil die ganzen Probleme darin sind, dass die Verbindung schwierig und holprig geworden ist. Durch den Gehorsam Mariens sind die Knoten nach und nach gelöst worden. Deswegen gibt es so manche Menschen - bei dem Papstinterview war von einem Ehepaar die Rede - die wenn sie Probleme und Schwierigkeiten miteinander haben, Maria als die Knotenlöserin anrufen und nicht selten erhört worden sind.

Nun ist dieser Papst gestorben. Der gute Hirte hat ihn heim getragen. Und beerdigt ist er in einer Marienkirche Die auch, wie wir gerade gehört haben, die Knoten löst. In einer Marienkirche und bei Gott. Jetzt möge er ruhen in Frieden. Unsere Gebete schicken wir ihm nach. Amen.

(Predigt vom Sonntag, 27.04.2025, 19.00 Uhr)

Bild von Annett Klingner auf Pixabay

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Über den Autor
Pfarrer Heinrich Börner

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